Seit wenigen Jahren erlebt die Avocado hier in Deutschland einen Hype wie nie zu vor. Mittlerweile ist die Avocado nicht mehr aus den Regalen der Supermarktketten hinauszudenken… selbst in Discountern werden Avocados täglich zu „unschlagbaren“ Preisen angeboten. Doch hat es auch seine Berechtigung, dass die Avocado bei uns so beliebt geworden ist? 

„Avocado ist super gesund, weil da so viele tolle Fette drin sind!“

Ja, dem würde ich zunächst zustimmen. Die Avocado wird dem Obst zugeordnet und es gibt bei weitem keine andere Obst- oder auch Gemüsesorte, welche eine vergleichbare Zusammensetzung von solchen Nährwerten hat.

Hier eine kleine Übersicht der Nährwerte einer Avocado mit 175g (Sorte „Hass“) [1]:

Brennwert 409kcal
Eiweiß 3,5g
Fett 42g
Kohlenhydrate 1,75g

Die Avocado ist also eine wahre Fettbombe. Durch ihren sehr hohen Fettgehalt und gleichzeitig geringen Gehalt an Kohlenhydraten ist sie als Obstsorte einzigartig. Doch nicht allein durch den hohen Fettgehalt ist sie besonders – es ist die Art der Fette. Durch den besonders hohen Gehalt an den so genannten einfach-ungesättigten Fettsäuren (von den 42g Fett sind 29g einfach ungesättigte Fettsäuren) kann die Avocado einen gesundheitsfördernden Einfluss auf unseren Körper haben. Diese Fettsäuren können z.B. unseren Cholesterinspiegel positiv beeinflussen und kommen z.B. auch in Oliven/Olivenöl als Ölsäure vor. 

Doch aufgepasst: Pro Gramm Fett bringt die Avocado auch 9kcal mit, so dass sie mit ihren hier insgesamt 409kcal nicht nur eine Fett- sondern auch eine absolute Kalorienbombe darstellt. Denn Fett ist gleich Fett, zumindest wenn es um die Kalorien geht!

Neben diesen tollen Fettsäuren beinhaltet die Avocado auch tolle sekundäre Pflanzenstoffe, viele Mineralstoffe und Vitamine, wobei der Gehalt an Kalium und Vitamin E besonders hoch ist. Kalium ist beispielsweise wertvoll für die Regulation unseres Blutdrucks und Vitamin E ist ein wertvolles Antioxidans für unseren Körper.

Also gesund scheint diese Avocado schon mal zu sein, aber wie sieht es mit der Umwelt aus?

Stimmt es, dass die Avocadopflanze im Anbau extrem viel Wasser verbraucht und durch den Avocado-Trend die Anbaugebiete total austrocknen?  

Die Avocadopflanze benötigt tatsächlich sehr viel Wasser im Vergleich zu anderen Obst- oder Gemüsesorten. Im Durchschnitt ist für die Produktion von 1kg Avocados rund 1000l Wasser notwendig. Im Vergleich hierzu verbrauchen 1kg Tomaten ca. 180l Wasser, 1kg Salat ca. 130l [2]. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Boden nicht zu sehr durchnässt wird, so dass man im Anbau auf die künstliche Bewässerung setzt. Durch den hohen Wasserverbrauch hat der massenhafte Anbau von Avocadopflanzen eine schädliche Auswirkung vor allem für Anbauregionen mit geringen Wasservorräten [3]. Beispielsweise hat der enorme Wasserverbrauch in der chilenischen Provinz Petorca sogar zum Austrocknen ganzer Flüsse gesorgt [4]. Doch neben dem enormen Wasserverbrauch spielt auch der Import der Avocados eine große Rolle in Sachen Ökobilanz. Der Transport der Avocados zu allen Importländern, die diese Avocado als selbst ernanntes Superfood jetzt massenhaft einführen, stellt ein nicht unbedeutendes Problem dar. Die Avocado muss während ihrer Reise in strombetriebenen Containern bei 6°C durchgehend gekühlt werden. Sie ist zusätzlich sehr empfindlich gegen Gerüche, Schmutz, Fette und Stöße. Somit wird sie mit Verpackungsmaterial gut geschützt und dann tausende Kilometer weit umhergeschifft, was die Ökobilanz eindeutig verschlechtert [2].  

Also ökologisch ist die Avocado äußerst fragwürdig, oder? Ich finde: Ansichtssache! Die Problematiken beim Avocadoanbau und Avocadotransport habe ich aufgeführt, und diese sind auch erschreckend. Aber vergleichen wir es doch mal mit anderen Lebensmitteln die in unserer Gesellschaft im Übermaß konsumiert werden, obwohl die Ökobilanz alles andere als gut ausfällt? Richtig: der massenhafte Fleischkonsum! 

Es klingt wie eine alte Leier, dass ich gerade diesen Vergleich auspacke. Aber mal ehrlich: zu oft kritisieren „Fleischesser“ die „Avocadoesser“ wegen der Ökobilanz… zu unrecht! 

Um 1kg Rindfleisch zu produzieren wird 15.500l Wasser benötigt [5]. Das ist nochmal über das 15-fache der Menge, die für die Produktion von 1kg Avocado gebraucht wird. Man muss jedoch berücksichtigen, dass für die Rindfleischproduktion unter anderem auch Regenwasser genutzt wird. Dennoch ist die Auswirkung auf die Ökobilanz beachtlich – denn auch die Futtermittel für die Tiere müssen angebaut werden und für diese verbraucht man wiederum massenhaft Anbauflächen. Denn beispielsweise besteht das hier in Deutschland eingesetzte Kraftfutter für die Schweine- und Geflügelproduktion zu mehr als 30% aus Sojamehl – und das muss natürlich wiederum aus dem Ausland importiert werden [6].

Eins ist Fakt: Der Fleischverzehr ist in Deutschland nach wie vor zu hoch: zu hoch für eine gute Umwelt und zu hoch für die Gesundheit! Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung verzehrte 2017 jeder Bundesbürger nahezu 60kg Fleisch. Davon fallen allein fast 36kg auf Schwein, ca. 12kg auf Geflügel und auch 10kg auf Rindfleisch [7].

Es ist alles eine Frage der Menge! Die Avocado hat eine tolle Zusammensetzung an Nährstoffen und bietet daher eine super Möglichkeit dem Körper ab und an was Gutes zu tun. Dennoch gibt es auch viele andere regionale „Superfoods“ z.B. Rapsöl, Walnüsse und Kürbiskerne, die ebenfalls ungesättigte Fettsäuren liefern und eine weitaus bessere Ökobilanz bieten. Also eine Avocado darf ab und zu gerne auf dem Tisch landen, aber ist dennoch nicht notwendig um eine gesunde und ausgewogene Ernährung  zu realisieren. Weniger Fleisch, dafür mehr pflanzliche Öle (am besten regional) – und schon bist du auf dem besten Weg deiner Umwelt und deiner Gesundheit etwas Gutes zu tun!  

[1] Heseker; Heseker (2018, 2019): Die Nährwerttabelle. 5. Auflage. Neustadt an der Weinstraße: Neuer Umschau Buchverlag.

[2] Raether, E.: Das Märchen von der guten Avocado. In: Die Zeit. Nr. 43. Zeitverlag Gerd Bucerius, 27. Oktober 2016.[abgerufen am 06.03.19].

[3] Mors, W.B.; Rizzini C.T. (1961): Die industriell verwertbaren Pflanzen Brasiliens. Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer. Sao Paulo.
[4] Dänische Supermärkte streichen Avocados aus Angebot. In: Der Nordschleswiger, 19. März 2017, [abgerufen am 07.03.19].

[5] Hoekstra, A.Y.; Chapagain, A.K. (2006):Water footprints of nations: Water use by people as a function of their consumption. In: Water Resour Manage (2006), Seite 6

[6] Witzke, H.v.; Noleppa, S.; Zhirkova, I. (2011): Fleisch frisst Land. WWF Deutschland, Berlin; 4. Ausgabe [abgerufen am 07.03.19].

[7] BLE (2015): Presseinformation – Jeder Deutsche isst im Jahr rund 60kg Fleisch. Bonn. [abgerufen am 06.03.19].


1 Kommentar

Annemarie Schweiger · 4. Januar 2022 um 10:03

Hallo liebe Fachexperten!
Ich würde gerne wissen, welche sekundären Pflanzenstoffe in Avocado und Walnüssen enthalten sind, um die beiden vergleichen zu können.
Weiß bitte jemand Bescheid?

Annemarie

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